Oper erlebbar machen

Nach Giuseppe Verdis „Aida“ als große Sommerproduktion geht im September 2023 in der Oper Burg Gars eine Ära zu Ende: Dr. Johannes Wildner verabschiedet sich nach zehn Jahren als Intendant mit einer „Schubertiade“ von der Babenberger Burg.

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PRÄCHTIG. Die Babenberger Burg am Kamp © Adrian Pfeffer

Als einer der führenden österreichischen Dirigenten hat Johannes Wildner die Leitung des Festivals 2013 übernommen und den Garser Kulturbetrieb zu einem Freiluft-Opernhaus weiterentwickelt, das internationale Beachtung und Anerkennung genießt. „Im Zentrum meiner künstlerischen Tätigkeit in Gars steht bis heute der Anspruch, Musiktheater in seiner mitreißendsten Form für das Publikum erlebbar zu machen und dabei die über tausend Jahre alte Babenberger Burg mit all ihrer Mystik eine eigenständige Rolle im Operngeschehen spielen zu lassen. Ich bin stolz auf das, was gemeinsam mit einem engagierten Team aufgebaut werden konnte, ebenso wie darauf, das Opernhaus des Waldviertels bestens etabliert an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu übergeben“, freut sich der Intendant, der neben seiner internationalen Künstlerlaufbahn Universitätsprofessor für Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ist. Seit 2019/2020 ist er außerdem Chefdirigent des Sønderjyllands Symphony Orchestra im dänischen Sønderborg.

DIRIGENT & INTENDANT. Johannes Wildner blickt auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. © Lukas Beck

Musik-Drama pur. Vom 15. Juli bis zum 5. August verwandelt sich die Burg Gars in den berühmten ägyptischen Tempel am Nil zur Zeit der Pharaonen, denn im 210. Geburtsjahr des Ausnahmekomponisten Giuseppe Verdi steht „Aida“ auf dem Spielplan. „‚Aida‘ vereint auf atemberaubende Weise das feinfühlige Drama um vier Einzelschicksale in Zeiten des Krieges mit Opernkultur in ihrer monumentalsten Form“, schwärmt Johannes Wildner schon von der Oper, die als Auftragswerk des ägyptischen Vizekönigs Ismael Pascha zur feierlichen Eröffnung des Suezkanals entstanden ist.

Der Wunsch an Verdi. Mit der Eröffnung des Suezkanals umrahmte „Aida“ ein geopolitisches Ereignis, das die Weltwirtschaft und die Weltpolitik nachhaltig verändern sollte. Anlässlich der Fertigstellung war in Kairo außerdem das erste ägyptische Opernhaus, die „Königliche Oper“, eröffnet worden. Was fehlte, war eine von der ägyptischen Kultur geleitete Oper. Genau das war der Wunsch Ismael Paschas an Verdi, der dazu zunächst keinerlei Lust empfand. Erst die „Drohung“, stattdessen seinen Kollegen Gounod zu beauftragen, oder gar Richard Wagner, stimmte ihn schließlich um. Aber auch die geforderte gigantische Summe von 150.000 Goldfranken spielte gewiss eine Rolle. Für seine nationale Oper war dem Vizekönig nichts zu teuer. Am 24. Dezember 1871 fand schließlich die von großer Begeisterung begleitete Uraufführung statt – der Ausgangspunkt für den weltweiten Triumphzug von „Aida“.

Die utopische Kraft der Liebe. „Abendländische und morgenländische Sehnsüchte nach Exotik treffen in diesem Werk ebenso aufeinander wie musikalisch prunkvolle Zeremonielle und majestätische Chorszenen mit intimen Momenten voll großer Gefühlskonflikte. Regisseur Philipp Harnoncourt wird sich dieser Oper, die im Œuvre Verdis auch hinsichtlich der zeitgeschichtlichen Bedeutung eine absolute Sonderstellung einnimmt, mit viel Fingerspitzengefühl annähern und garantiert, ein bewegendes Drama auf die Bühne zaubern“, stimmt uns Intendant Johannes Wildner auf die Oper ein, in deren Zentrum die tragische Liebe der äthiopischen Prinzessin Aida und des ägyptischen Heerführers Radamès steht – eine Verbindung, die durch den Krieg ihrer beiden Völker unmöglich gemacht wird. Mit seinem höchst berührenden Schlussplädoyer für die utopische Kraft der Liebe setzt Verdi ein besonderes Ausrufezeichen, dessen Symbolik zeitlos ist.

Zusätzlich zur Oper als Herzstück lockt die Oper Burg Gars heuer mit einem umfassenden Veranstaltungsprogramm, das sich von Otto Lechner über JOSH. und Omar Sarsam bis hin zum kolossalen Chorkonzert Carmina Burana & Carmina Austriaca erstreckt. Am 23. September verabschiedet sich Johannes Wildner mit einer „Schubertiade“. Freunde, Wegbegleiter und er selbst werden an diesem Abend kammermusikalische Perlen von Franz Schubert darbieten.

Alle Infos & Termine auf www.operburggars.at

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