Editor's Mind | 03.02.2020
Deeply connected
Erinnert ihr euch noch an jene Momente im Oktober 2017 sowie im September 2019, als beide Male unter größter Medienaufmerksamkeit im Ö3-Studio die Vorhersagen zum Ausgang der jeweiligen Nationalratswahl unseres Kremser Mentalmagier-Paares Amélie van Tass und Thommy Ten aus der kettenverschlossenen, rund um die Uhr via Webcam bewachten Box geholt wurde? Jede Zahl stimmte auf das Zehntel genau! Neben kollektivem Staunen breitete sich bei uns auch ein Gefühl aus: Gänsehaut pur. Genau wie bei den Bühnenshows des genialen Duos, wenn Thommy durch die Zuschauerreihen spaziert, den Gästen die skurrilsten Gegenstände aus ihren Taschen lockt, Amélie all diese mit verbundenen Augen errät und zur Draufgabe dann noch das Ablaufdatum eines Führerscheins, das Geburtsdatum des Besitzers oder die Seriennummer einer Banknote nennt. Technische Tricks, psychische Täuschungsmanöver, Suggestion? Man will es eigentlich gar nicht wissen. Ist es nicht wunderbar, sich einfach diesen magischen Momenten hinzugeben, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern?
In ihrem Buch lüften die Weltmeister der Mentalmagie nun ihr Geheimnis. „Jeder von uns beiden muss wissen, was der andere denkt, sonst funktioniert gar nichts. Unsere Methoden basieren auf einer starken mentalen Verbindung. Und es kostet uns große Mühe, es auf der Bühne so einfach aussehen zu lassen. Diese Art von Verbindung kann jeder entwickeln, ohne dazu ‚Wunder‘ auf einer Bühne vollbringen zu müssen. Man kann diese Verbindung nutzen, um die Familie glücklicher zu machen und persönliche Beziehungen zu stärken oder erfolgreicher im Beruf zu werden.“ Und das Beste daran: Diese außergewöhnlichen Wahrnehmungen, die so eine Verbindung perfektionieren, lassen sich auch von uns erlernen! „Falsch verbunden“ war also gestern.
Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit zwischenmenschlichen Verbindungen. Judith E. Glaser, Psychologin und Anthropologin an der Harvard University in Massachusetts beschreibt in ihren Arbeiten die Vorgänge, die sich in unserem Gehirn abspielen als „deep connection“. So besitzen wir eine intuitive Stimme, die uns auch sagt, welch ein Mensch für uns bedeutend sein könnte. Begegnen wir diesem, reagieren Teile unseres Gehirns geradezu mit einem Feuerwerk – und im besten Fall verbinden wir uns dann auch von Herz zu Herz. Diese intensive Verbindung macht uns sicher, wir fühlen uns vertraut und glücklich.
Apropos „von Herz zu Herz“: Wie stand es denn eigentlich um die hellseherischen Fähigkeiten von Thommy, als er seiner Herzensdame auf Tahiti einen Heiratsantrag machte? Kannte er auch ihr Ja-Wort bereits? „Nein, ich habe es gehofft. Ich war sehr nervös, aber es ist mir gelungen, eine Frau, die permanent meine Gedanken liest, doch noch überraschen zu können.“ Diese Antwort freut mich besonders – macht sie doch das Leben etwas unvorhersehbarer und umso spannender.
Einen Valentinstag voll liebevoller Überraschungen wünsche ich euch – und bleibt uns verbunden!
Herzlichst,
Eure Angelica Pral-Haidbauer,
Chefredakteurin