Events | 10.07.2020
Achtung: Kultur an Bord!
Vor Beginn: Der Lkw parkt sich ein, Sitzgelegenheiten werden aufgestellt, die Plane ist der Vorhang, die Ladefläche die Bühne. Und plötzlich entsteht in jenen Orten Niederösterreichs, die selbst kein Theater haben, ein Theatererlebnis vom Feinsten, bei dem die Intendanten zugleich Schauspieler und Bühnenarbeiter sind. Ermöglicht wird dieses Vergnügen mit dem ARGE-LogCom-Lkw des St. Pöltner Transportunternehmers Karl Gruber, der jedes Jahr an die 6.000 Kilometer zurücklegt, um das wohl spontanste Volksfest zu den Menschen zu bringen. Durch dieses Konzept, das österreichweit seinesgleichen sucht, ist das Lastkrafttheater das CO2-ärmste Theater überhaupt, denn der Zauber der Komödien kommt direkt in die Gemeinden. Wenn heuer die Plane des Trucks zurückgezogen wird, erwartet das Publikum gleich 20 Mal ein weiterer Anschlag auf die Lachmuskeln, denn gespielt wird die einzigartige Posse „Wirbel um die Wirtin“ nach der Königin der Komödie „Mirandolina“ von Carlo Goldoni. Bleibt zu sagen: Schau‘n Sie sich das an!
Niederösterreicherin: David, nun seid ihr ja ausgebildete Schauspieler mit vielen Engagements auf diversen Bühnen. 2013 hast du gemeinsam mit Max Mayerhofer das Lastkrafttheater gegründet. Was war eure Motivation?
David Czifer: Wir wollten ein barrierefreies Theater gründen, das zu den Menschen kommt und sie unterhält, quasi das Lachen zu ihnen vor die Haustüre serviert. Der Lkw wird so zum kulturellen Nahversorger vor Ort.
Max Mayerhofer: Als wir das Lastkrafttheater gegründet haben, haben wir auf Langfristigkeit gehofft, hätten es uns aber niemals träumen lassen, dass wir derart gut bei unserem Publikum ankommen würden. Hierfür möchten wir uns bei den Besuchern und bei unseren Sponsoren herzlich bedanken, die uns nun schon in der achten Saison die Treue halten.
Ohne euren „Friend on the road“ Karl Gruber wäre das Konzept nicht zu verwirklichen gewesen. Wie konntet ihr den Lkw-Unternehmer für seine „rollende Rolle“ gewinnen?
Max: Die Idee vom fahrenden Volk ist so alt wie das Theater selbst, aber letztendlich mussten wir uns fast ein Jahr lang auf die Suche nach einem Partner begeben: So fragten wir bei mehreren Institutionen, die Lkw haben – wie der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Bundesheer –, an, bis wir zur Fachgruppe für das niederösterreichische Güterbeförderungsgewerbe kamen, wo wir auf Karl Gruber trafen.
David: Er war schnell begeistert, da er ja selbst gerne Theater spielt. Karl Gruber stellt nicht nur den Lkw zur Verfügung, sondern steht uns mit Rat und Tat zur Seite und fährt den Lkw bei beinahe jedem Termin selbst. So hat sich in den Jahren eine große Freundschaft entwickelt und wir sind dankbar ihn an Bord zu haben!
Max: Wir transportieren mit unserer Aufführung eine einfache Botschaft zu den Menschen: Der Lkw bringt, was wir alle täglich brauchen. Der Lkw, der unter der Woche Waren zu den Menschen bringt und der Motor der Wirtschaft ist, liefert am Wochenende Kultur und das Staunen auf die Hauptplätze Ostösterreichs.
Das Besondere ist ja auch, dass euer Theater für alle Besucher gratis ist. Wie schafft ihr das?
David: Ohne unsere Partner und Sponsoren aus der Wirtschaft wie das Land Niederösterreich, die Initiative Friends on the Road, die Wirtschaftskammer NÖ, die Arbeiterkammer NÖ und Karl Gruber, der uns so wunderbar unterstützt, gäbe es einfach kein Lastkrafttheater: Wir sind dankbar, dass wir mit ihnen gemeinsam das Lachen zu den Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher bringen können.
Heuer habt ihr das Ensemble auf sieben Schauspieler erweitert. Was fasziniert euch alle persönlich am Lastkrafttheater?
Max: Spielen auf dem Lkw hat ein ganz eigenes Flair und gibt einem die Möglichkeit, wie zu Shakespeares Zeiten mit dem Publikum eine eigene Verbindung einzugehen, die Passanten in das Spiel einzubeziehen. Bei uns sind am Ende der Vorstellung immer mehr Menschen da als am Beginn.
David: Es ist ein interaktiveres Spiel als in einem herkömmlichen Theater! Für uns ist es einfach wunderbar, Leute zu unterhalten, sie aus dem Alltag herauszureißen und ihnen ein Lachen ins Gesicht zu zaubern!
Hat es bei euren über 150 Vorstellungen mit 20.000 Besuchern auch Pannen gegeben?
David: Mir ist vor ein paar Jahren passiert, dass ich bei unserer letzten Vorstellung eine Liebesszene voller Inbrunst spielen wollte. Ich musste in der Szene auf eine Bank steigen und ein Fuß der Bank war abgebrochen. Da musste man schon improvisieren (lacht). Das Publikum liebt solche Momente und reagierte mit großem Applaus!
Max: Wir spielten einmal ein Stück, in dem gesagt wurde: „Zum regnen fangt‘s jetzt an.“ Darauf wurde gesagt: „Ja, es schüttet!“ Aus diesen Sätzen, wurde brutaler Ernst und der Himmel öffnete sich: Obwohl die Szene nicht lustig war, entschwand das Publikum unter „strömendem“ Gelächter. Seit damals gibt es an jedem Spielort ein Regenquartier.
In der Saison 2020 entführt ihr uns mit „Wirbel um die Wirtin“ nach der Komödie „Mirandolina“ von Carlo Goldoni nach Bella Italia. Für die Regie konntet ihr erneut die Theatermacherin und Intendantin von Shakespeare in Mödling, Nicole Fendesack, gewinnen. Worauf dürfen wir uns freuen?
Max: Unser neues Stück verspricht einen wunderbaren, spritzigen Abend, der viele zwerchfellerschütternde Pointen und bekannte italienischen Schlager zum Mitsingen für unser Publikum bereithält.
David: Es geht um die schöne Wirtin Mirandolina, die im Italien der 1950er-Jahre von mehreren Männern belagert wird. Alle sind eingeladen, zu unseren Terminen zu kommen, natürlich ist auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt!
Max: Begleiten Sie uns zu einem Kurzurlaub nach Italien! Wir freuen uns auf Sie!
Termine
13. Juli 2020, 19 Uhr; Sierndorf
14. Juli 2020, 19:30 Uhr; Gmünd
20. Juli 2020, 19 Uhr; Ybbs/Donau
21. Juli 2020, 20 Uhr; Allentsteig
22. Juli 2020, 20 Uhr; Gerersdorf
27. Juli 2020, 19 Uhr; Retz
28. Juli 2020, 19 Uhr; Horn
29. Juli 2020, 20 Uhr; Kottingbrunn
31. Juli 2020, 19:30 Uhr; Herzogenburg
1. August 2020, 19:30 Uhr; Höflein bei Bruck an der Leitha
2. August 2020, 18 Uhr; Sitzenberg-Reidling
Genaue Infos und alle Termine: