Lifestyle | 18.01.2021
Vier Wände, Viel Wärme
Wir verheizen in zwei Wintern in etwa jene Energie, die Mumbai in einem Jahr verbraucht – inklusive Strom, Industrie und Verkehr. Der Gesamtenergieverbrauch in Österreich ist steigend. Ein effizientes Heizsystem unterstützt den Kampf gegen den Klimawandel. Das Ende von Öl und Gas ist längst besiegelt (www.raus-aus-öl.at). Der Ausstieg aus der fossilen Wärmegewinnung ist ein wichtiges Ziel. Das österreichische Regierungsprogramm sieht vor, dass bis 2035 alle Ölheizkessel auszutauschen sind. Heizsysteme, die unter diesem Gesichtspunkt Zukunft haben, sind Kachelofen, Kaminofen, Pellet-Einzelofen oder -Heizung sowie die Wärmepumpe. Ein Überblick.
Wärme aus Holz. Die Anziehungskraft, die Feuer auf uns ausübt, liegt wohl in unseren Genen. Schon den Vorfahren hat es das Überleben gesichert. Vor allem im Alpenraum war Feuer lebensnotwendig, um die kalten Wintermonate zu überstehen. Gegenwärtig gewinnt Holz nicht nur beim Hausbau stark an Beliebtheit, sondern auch als Heizmaterial und Wärmespender. Viele Vorzüge liegen auf der Hand: Behaglichkeit, schnelle und angenehme Wärme, stabile Brennstoffpreise, Holz als CO2-neutraler und nachwachsender Energieträger. Heizen mit Holz macht unabhängig von importierten Energieträgern und stärkt die regionale Forstwirtschaft.
Ob sichtbare Flamme im Wohnzimmer oder langanhaltende Strahlungswärme eines Kachelofens, ob ein Raum oder das gesamte Haus zu beheizen ist, ob zum Kochen oder Warmwasser aufbereiten: Es gibt am Markt moderne Holzöfen, die all diese unterschiedlichen Anforderungen erfüllen können. Und die zu jedem Wohnstil passen – ob Alpen- chalet oder modernes Design-Wohnzimmer.
Der Ofen im Wohnraum. Zimmeröfen dienen in der Regel der Beheizung des Raumes, in dem sie aufgestellt sind. Kachelöfen sind Speicheröfen und gehören zur Königsklasse der Feuerstellen. Altbewährt und wieder im Trend passt der Kachelofen in jedes Ambiente – von urig bis modern. Bei richtiger Befeuerung und je nach Ausführung ist der Ofen in der Lage, konstant bis zu 24 Stunden lang Wärme abzugeben. Er ist für Stauballergiker genauso geeignet und durch verglaste Feuertüren lässt sich das Flammenspiel bewundern. Eine „abgespeckte“ Version eines Kachelofens ist der Heizkamin, der sich aufgrund seiner geringeren Speichermasse schneller aufheizt und Wärme schneller abgibt. Der Heizkamin ist vor allem für den Kurzzeitbetrieb geeignet. Klassiker unter den Holzöfen sind Scheitholz-Kaminöfen, die kostengünstiges Heizen ermöglichen. Bei sehr effizienten Gebäuden kann ihre eingeschränkte Regelbarkeit allerdings manchmal zu Überwärmung führen. Gute Regelbarkeit hingegen weisen Pellet-Einzelöfen auf. Brennstoff- und Luftzufuhr erfolgen automatisch. Pelletöfen haben einen integrierten Pellets-Vorratsbehälter, der händisch befüllt wird. Meist reicht der Brennstoffvorrat für einige Tage. Mit ausführlichen Informationen hilft auch der OÖ. Energiesparverband weiter, der in seinen Broschüren über Holzöfen und andere Heizsysteme informiert und Tipps für den richtigen Betrieb und das geeignete Brennmaterial gibt.
Alexa, heiz den Ofen an! Auch Ofenhersteller gehen mit der Zeit. So etwa präsentiert der Pelletofen-Pionier RIKA aus dem oberösterreichischen Micheldorf seinen ersten Pelletofen mit Alexa-Sprachsteuerung. „Als erster Ofenhersteller weltweit bietet RIKA eine sprachbasierte Steuerung von Pelletöfen mittels Alexa Voice Service an“, berichtet Alexandra Kalina, Inhaberin des kürzlich eröffneten RIKA Premium Stores in Linz, begeistert. Mit der innovativen Technologie können Pelletöfen mobil – oder vom PC aus – gesteuert und geregelt werden. Positiver „Nebeneffekt“ seien geringere Emissionen und eine optimale Brennstoffnutzung mit bis zu 50 Prozent weniger Holzverbrauch gegenüber manueller Regelung, so Kalina. Neben der Beratung zu Pellet-, Holz- und Kombiöfen werden Kunden und Interessenten auch bei den weiteren Schritten der Installation, Inbetriebnahme sowie der jährlichen Wartung begleitet.
Extravagant. An der Spitze der exklusiven Ofenbauer ist der Mühlviertler Premiumhersteller Mandl & Bauer zu finden. Die Kaminanlagen sind nicht nur in ganz Österreich, sondern auch in Städten wie Zürich, Moskau oder München begehrte Designobjekte. Ob aus Stein, Rohmetall, Keramik oder Sichtbeton. Der Gestaltung sind kaum Grenzen gesetzt.
Zentrale Wärme für das ganze Haus. Wenn Zimmeröfen mit einer Wassertasche ausgestattet werden, können sie sogar in das zentrale Heizsystem eingebunden werden. So lässt sich sichtbares Feuer im Wohnraum mit einer Ganzhausheizung verbinden. Herde, Kachelöfen oder Kaminöfen mit Wassertasche geben etwa 60 bis 80 Prozent der Wärme an das zentrale Heizungssystem bzw. den Pufferspeicher und den Rest als Strahlungswärme in den Raum ab. So ist es möglich, ein komplettes Haus oder eine Etage vom Wohnzimmer aus zu heizen. Soll der Zimmerofen als alleinige Ganzjahresheizung dienen, bietet sich für die Warmwassererwärmung im Sommer die Kombination mit einer Solarwärme-Anlage an, wie der OÖ. Energiesparverband rät. Weiters gibt es eine Vielzahl an Holzheizungen, die mit Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz betrieben werden und als Zentralheizungsanlagen die Wärme in einem zentralen Kessel z.B. im Keller oder Technikraum erzeugen.
Pellets: Komfort im Kleinformat. Wer den Komfort schätzt, trifft mit Pellets eine gute Wahl. Pellets sind genormte, zylindrische Presslinge aus trockenem, naturbelassenem Restholz wie Säge- oder Hobelspänen mit ca. sechs Millimeter Durchmesser und bis zu 40 Millimeter Länge. Die Presslinge haben eine hohe Energiedichte, der Heizwert von zwei Kilogramm Pellets entspricht ca. jenem von einem Liter Öl oder einem Kubikmeter Gas. Derzeit werden rund 1,3 Million Tonnen Pellets jährlich in Österreich erzeugt. Sie werden ohne chemische Zusätze und nur mit natürlichen Bindemitteln gepresst. Für Zimmeröfen und kleine Anlagen gibt es Pellets in Säcken. Größere Pellets-Heizungsanlagen werden aus einem Lager oder Vorratsbehälter automatisch beschickt. Die Anlieferung der Pellets erfolgt in der Regel mit Tankwägen einmal jährlich. Moderne Pellets-Zentralheizungen funktionieren automatisch und ermöglichen ein komfortables Heizen. Der Platzbedarf für die Lagerung gilt als gering und der Umstieg von bestehenden Heizanlagen als leicht möglich. Die Anschaffung einer Pelletsheizung wird vom Land Oberösterreich finanziell unterstützt. Eine Reihe von österreichischen Firmen haben sich auf die Herstellung von Pellets-Heizkesseln spezialisiert, wie etwa ÖkoFEN. Das Mühlviertler Unternehmen entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem der Weltmarktführer bei Pelletheizungen. Gerade auch im Hinblick auf die bundesweite „Raus aus Öl“-Initiative kommen Pellets ins Spiel. „Durch die modernen Produkte erfolgt der Umstieg von Öl auf Pellets heutzutage in nur drei bis vier Tagen. Der Komfort bleibt derselbe wie man ihn von der Ölheizung gewohnt ist“, bestätigt Stefan Ortner, Geschäftsführer von ÖkoFEN. Kompakte Pelletskessel finden sogar schon in kleinsten Räumen mit zwei mal drei Metern Platz. Von einigen Anbietern werden Kombinationskessel angeboten, bei denen neben Pellets alternativ Stückholz verfeuert werden kann. Der Kessel „erkennt“ selbst den Brennstoff und schaltet die Regelung um.
Wärmepumpen: Wärme aus Erde, Wasser, Luft. Neben Biomasse wie Holz oder Pellets ist die Wärmepumpe eine klimaschonende Alternative, um die Wohnräume zu beheizen, aber auch um fossile Energieträger zu ersetzen. Dabei wird die Umweltwärme aus Erdreich, Grundwasser oder Luft genutzt. Die Wärmepumpe hat sich von einem Nischenprodukt zum dominanten Heizungssystem im Neubau entwickelt, berichtet der Verband Wärmepumpe Austria. Kostensparend und energieeffizient können Wärmepumpen sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen, zur Warmwasserbereitung sowie in Verbindung mit einer kontrollierten Wohnungslüftung eingesetzt werden. Sie werden mit (Öko-)Strom betrieben, der genauso aus der eigenen Photovoltaik-Anlage kommen kann. Moderne Geräte überzeugen mit intuitivem Bedienkomfort und der Steuerung über Smartphone-App, Fernwartung, Online-Updates oder einer direkten Smart Home-Integration. „Wärmepumpen erfreuen sich schon seit Jahren sehr großer Beliebtheit. Sie stellen die umweltfreundlichste Form des Heizens dar, können als einziges Heizsystem auch kühlen und sorgen für niedrige Heizkosten“, bekräftigt Bettina Achleitner, Marketingleiterin beim Wärmepumpen-Spezialisten Ochsner mit Produkten made in Austria. Demnach nutzen Wärmepumpen in etwa zu drei Viertel kostenlose Umweltenergie. Sie verbrennen keine Rohstoffe und es entstehen durch den Betrieb weder CO2 noch Feinstaub. „Die Gegebenheiten vor Ort entscheiden, welches System sich am besten eignet“, ergänzt Achleitner.
Enorm sei die Nachfrage bei Luft/Wasser-Wärmepumpen, die sich auch gut bei der Sanierung eignen. Die Modelle könnten nicht nur in Verbindung mit Fußbodenheizungen, sondern auch mit Heizkörpern betrieben werden. In jedem Fall sollte die Planung durch einen erfahrenen Fachhandwerker erfolgen. Welcher Ofen oder welches Heizsystem letztendlich die richtige Wahl ist, ist Geschmackssache. Entscheidungshilfe liefert zum Beispiel auch der OÖ. Energiesparverband des Landes Oberösterreich als Anlaufstelle für produktunabhängige Energieberatung (www.energiesparverband.at). Damit in Zukunft immer bessere, intelligentere Wärmespender Einzug in unsere vier Wände halten.