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People | 09.07.2021

SERIE. Nicht nur Lieb

Sieben Tage, sieben Interviews: Der Theatersommer Haag knüpft sich Johann Nestroys „Der Zerrissene“ vor, Miriam Fussenegger spielt eine menschliche Kathi (Teil 2).

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Vielseitig. Neben ihrer Rolle beim Theatersommer dreht Miriam Fussenegger im Sommer einen Landkrimi und eine Miniserie. (© Jeanne Degraa)

NIEDERÖSTERREICHERIN: Wie beschreibst du deine Rolle?
Miriam Fussenegger: Kathi ist „klassisch“ das liebe Mädchen, das die Schuld bezahlen muss. Uns ist es aber wichtig, die Rolle modern anzulegen und auch die Gegensätze in ihrer Figur und einen Kontrast zum süßen Mädchen, das Nestroy vorgibt, zu suchen. Regisseur Dominic Oley hat das Original auch textlich bearbeitet.

„Der Zerrissene“ ist ein Klassiker, welche Gedanken sind darin zeitlos?
Das Stück beinhaltet die Erkenntnis, dass Geld nicht glücklich macht und auch oftmals die falschen Freunde anzieht. Kathi, meine Figur, verkörpert in diesem vergifteten Gefüge die Retterin und die Rechtschaffene. Dieses Klischee versuchen wir zu hinterfragen; dabei helfen uns veränderte Textpassagen, Stereotype aufzudecken oder auch zu kommentieren.

Du bist eine vielseitige Schauspielerin vor der Kamera und auf der Bühne. Wie erlebst du das Sommertheater?
Es kursieren Vorurteile wie, dass das Sommertheater leichte Unterhaltung mit weniger Substanz ist. Spaß und ein Quantum Unfug sind auch erwünscht und wichtig, aber uns ist es ein Anliegen, die Thematiken von Nestroys „Der Zerrissene“ ernsthaft zu verhandeln und etwaige Komik jeweils aus der Situation entstehen zu lassen.

Was magst du am Sommertheater?
Im besten Fall genießt man immer den Ort mit. Ich bin am Land aufgewachsen und freue mich immer, am Land zu sein. Ich lebe in Wien und mag die Stadt auch, aber wenn ich wochenlang im Beton bin, hab‘ ich starke Natursehnsucht. Das war immer schon so und das wird immer so bleiben. Ich genieße es umso mehr, wenn ich dann beim Sommerthea­ter beispielsweise zu Fuß zur Probe oder zum Wirten spazieren kann. Es ist eine schöne Kombination: Man arbeitet und genießt den Sommer trotzdem.

Wie ist für dich das Spielen im Freien?
Wir sind überdacht, also müssen wir auch bei Regen nicht verschieben. Als eine Herausforderung erlebe ich tatsächlich die Helligkeit abends; man ist durch die Scheinwerfer nicht wie sonst geschützt und hat nicht diese Sicherheit durch das vermeintliche „Alleinsein“.
… und erlebt dadurch jede Publikumsreaktion in voller Pracht?
Genau! (lacht)

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Im Herzen der Stadt. Die Bühne am Haager Hauptplatz (© H. Zögl)

Theatersommer Haag
1. Juli bis 7. August 2021, 20:15 Uhr; Haager Hauptplatz
www.theatersommer.at

Siehe auch Teil 1 der Serie: Myrthes Monteiro, Musicalstar in Amstetten.