People | 21.09.2016
Die Stimmenmagierin
Das Akkordeon zog sie magisch an, da war sie erst fünf. Eigentlich gehörte es dem großen Bruder, das setzte dem Reiz wohl noch die Krone auf. Also begann Monika Ballwein – das Nesthäkchen unter vier Geschwistern – zu experimentieren. Und zwar so geschickt, dass sie sich das Akkordeonspielen weitgehend selbst beibrachte. All das geschah in Zuleithen, einer Katastralgemeinde von Pyhra (nahe St. Pölten), wo sie aufgewachsen war: „In einem der sieben Häuschen, nahe einem Wald, wie Schneewittchen“, lacht sie. „Wobei ich selbst eher das schwarze Schaf war; ich wollte einfach mehr, schwamm gegen den Strom.“
Korsett gesprengt. Die Rebellion wurde kurz eingebremst. Der heutige Star-Vocalcoach schlug den elterlichen Wunschweg ein, schloss das Gymnasium ab und begann als Büro-Assistentin in einem Möbelgeschäft. Ihr Herz pochte aber ohne Unterlass für die Musik: Seit ihrem 14. Lebensjahr ist sie leidenschaftliches Mitglied von „Cantores Dei“; seit rund 20 Jahren ist sie Leadsängerin und musikalische Leiterin des Chors.
In ihrer Freizeit arbeitet sie zunächst an „kleineren Projekten“ in einem Tonstudio in Hollabrunn, lernt Legenden wie Hansi Lang und Ulli Bäer kennen. Auch ein Arrangeur der „Wolfgang Lindner Bigband“ hört die junge Ballwein und bringt sie prompt als Sängerin in den Musikantenstadl, „wo gerade Größen wie Caterina Valente oder Peter Alexander auftraten“, erzählt sie.
Im Paralleluniversum baut die Künstlerin ein Einfamilienhaus in Pyhra, „bis das Korsett zu eng wurde“ und sie ihre sieben Sachen packte. Mit einem kleinen Stipendium in der Tasche und ihrem „Musikantenstadl“-Gehalt ging sie nach Wien, um das lang ersehn-te Gesangsstudium am Franz Schubert Konservatorium zu absolvieren. Ihr Haus ließ sie zehn Jahre später fertigstellen und liebt es bis dato.
Jeder kann singen. Heute ist Monika Ballweins Stimme auf mehr als 400 CDs an der Seite von Stars wie Nina Hagen, Marianne Mendt, Christina Stürmer oder Rainhard Fendrich verewigt. Mit ihrer Band und den Formationen „Live Spirits“ und „Insieme“ ist die Sängerin auch international unterwegs. Zudem ist sie seit zehn Jahren Stimme des „Dancing Stars“-Orchesters.
Die Nation – und auch außerhalb dieser – kennt sie als renommierten Vocalcoach etwa von Castingshows wie „Starmania“, „Popstars“, „Helden von morgen“ oder „Die große Chance“. Die vermutlich prominenteste Schülerin: Eurovision Songcontest-Siegerin Conchita Wurst. „Eine ganz wunderbare Geschichte, ein unglaublich intelligenter und eloquenter Mensch! Ich darf Mentorin auf vielen Ebenen sein; zwischen uns herrscht eine große Verbundenheit“, beschreibt Monika Ballwein.
In die Riege ihrer prominenten SchülerInnen reihen sich auch Kathi Kallauch, Lucas Fendrich, Virginia Ernst oder Mirjam Weichselbraun. Zum Leuchten bringt ihre Augen die Erfolgsgeschichte von den „Voices of Volunteers“. Das Ensemble hatte sich aus freiwilligen HelferInnen beim Songcontest in Wien formiert und beeindruckte bei der ORF-Show „Die große Chance der Chöre“. „Wir sind richtiggehend geflogen, das war ein Hochgefühl“, sagt sie stets hingerissen. Bestätigt habe sich darin auch ihr Grundprinzip: „Jeder kann singen.“ Entscheidend ist jedoch das Wie, betont die Lehrerin, die seit Jahren ihre eigene Vokalakademie betreibt. Talent ist nicht alles. „Nur wenn ich meinen Ferrari gut kenne, kann ich alle meine 300 PS nützen.“
Sohnemann Noah war noch ein Baby, als der ehrgeizige Vocalcoach – immer auf der Suche nach mehr Wissen für „gesundes und richtiges Singen“ – in Kopenhagen landete. „Ich möchte meinen Schülern, egal aus welchem Genre, zu 100 Prozent alle wichtigen und richtigen Werkzeuge der Gesangstechnik mitgeben können.“ In der dänischen Ausbildung zum „Complete Vocal Technique Coach“ schloss sie eine weitere Lücke, die sie verspürt hatte. Ihr eigenes Buch „Move your Voice“ erlangte schließlich solch große Anerkennung, dass es sogar zum AHS-Unterrichtsbuch avancierte.
Familienglück. Das große Glück kam vor acht Jahren mit der Geburt ihres Sohnes Noah. Wie lange die Nächte im Showbiz auch sein mögen, „fünf Stunden Schlaf müssen manchmal reichen. Der schönste Moment jeden Tag ist das Frühstück mit meinem Sohn“, schwärmt die 48-Jährige. Und das Geheimnis für Schönheit und so viel Energie? „Ganz klar die Musik“, sagt sie. „Und gute Ernährung. Ich bin gerade praktisch süchtig nach ungesalzenen Mandeln. Davon abgesehen fühle ich mich besser mit weniger Kohlehydraten und Gluten.“
Gerade ist sozusagen ein musikalisches Baby unterwegs: Mit einer großen Live-Show alias „Ballwein celebrates The Beatles“ will sich Monika Ballwein einen lang gehegten Traum erfüllen. Erste Termine sind für Jänner 2017 geplant.
Infos und Termine: www.ballwein.com