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People | 13.07.2022

Bitte einmal volltanken: mit Leichtigkeit

Um Spaß zu haben, muss es nicht immer eine Komödie sein. Doch um einen Sommer in Niederösterreich zu genießen, darf es sehr gerne das „Theaterfest“ sein. Die neue und erste Obfrau Kristina Sprenger im Talk.

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(© Andreas Tischler)

Sie war vermutlich schon lange nicht so groß: die Sehnsucht abzuschalten und sich mit guter Energie aufzuladen. Eben das schafft Theater, ein kollektives Verzaubern, ein Entführen in eine andere Welt, ohne dafür einen Flieger besteigen zu müssen.
Bereits im Vorjahr ging das „Thea­terfest Niederösterreich“ ohne Absagen über die Bühne, auf diesen Sommer blickt die leidenschaftliche Neo-­Obfrau Kristina Sprenger noch positiver, seien doch mittlerweile alle geimpft, die meisten zusätzlich genesen – und voller Vorfreude. „Ich kann Ihnen versprechen: Gerade heuer sind alle Spielorte darum bemüht, die Menschen sicher zu unterhalten, sie zum Lachen zu bringen und ihnen einen unbeschwerten Abend zu schenken“, betont sie.

NIEDERÖSTERREICHERIN: 19 Spielorte, 22 Theaterproduktionen, sechs Produktionen für Familien – wie behält man da den Überblick, wie wählt man da aus?
Kristina Sprenger: Am besten man wird zum Wiederholungstäter und zur -täterin und schaut sich mehrere Produktionen an. Wir haben in allen vier Vierteln Produktionen aus allen Genres, von Komödie über Musical bis hin zur Oper, und wollen gemeinsam möglichst viele Geschmäcker abdecken und viele Menschen glücklich machen. Zudem betreiben die Spielorte nach zwei Jahren Pandemie auch mit Rahmenprogrammen – mit Kabaretts und Konzerten – viel Aufwand.

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Festliche Übergabe. Der „alte“ und neue Vorstand von Theaterfest Niederösterreich mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (© Andreas Tischler)

Ein Schwerpunkt ist das Programm für die Jüngsten, offenbar ein Herzensanliegen – wieso?
Es ist wie mit dem Essen: Man muss früh und viel kosten, damit sich die Geschmacksnerven entwickeln können. Ist man bereits 20 und war noch nicht im Theater, ist die Hemmschwelle größer. Mit gutem Kinder- und Jugendtheater inhaliert man aber etwas, das ein Leben lang ein guter Begleiter ist. Und es gibt tatsächlich kein Kind, dem ein gut gemachtes Stück nicht gefällt.

Drei Frauen und ein Mann, das gab es im Vorstand noch nie. War das ein bewusster Schritt?
„Theaterfest Niederösterreich“ ist eine ganz wichtige Kulturmarke, hier wurde von Persönlichkeiten wie Elfriede Ott oder Felix Dvorak gemeinsam mit dem Land schon vor 30 Jahren Pionierleistung erbracht, indem man sich zusammentat und das Sommerthea­ter auch bereits Förderungen bekam. Der letzte, erst zweite Vorstand hat zwölf Jahre tolle Arbeit geleistet, ich hab‘ mich sehr geehrt gefühlt, als ich angesprochen wurde, ob ich die neue Obfrau werden möchte. Dass nun Christine Bauer, Monika Steiner und Helmut Kulhanek zum Team gehören, hat sich ganz natürlich ergeben: aufgrund ihrer Kompetenzen und ihrer Teamfähigkeit. Aufholbedarf gibt es bei der künstlerischen Leitung: Nina Blum und ich sind die einzigen Intendantinnen von 19 Spielorten.

Worin sehen Sie Ihre Mission als Obfrau bzw. im Vorstand?
Wichtig ist – neben vielen Präsentationsaufgaben – die Koordination der Stückauswahl und der Spieltermine, sodass wir uns gegenseitig befruchten können, dass wir miteinander stärker wahrgenommen werden und uns keinesfalls gegenseitig kannibalisieren. Dabei arbeiten wir nach solidarischen und demokratischen Prinzipien: Es gibt unter den Spielorten Selbstläufer und Nischenprodukte, aber alle Mitglieder haben die gleichen Rechte und Pflichten.

Tourismus und Kultur haben zuletzt viel gelitten, das ist eine symbiotische Beziehung. Wir tauschen uns viel mit Stakeholdern beispielsweise aus der Hotellerie und der Gastronomie aus und schauen, wo Zusammenarbeit möglich ist. Ein Schwerpunkt ist außerdem die Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen, auch im Hinblick darauf, dass die Künstlerinnen und Künstler ordnungsgemäß angemeldet und fair entlohnt werden. Beim Theaterfest gibt es dafür Standards.

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Ein seltsames Paar. Mit Gregor Seberg und Alexander Jagsch. „Ohne die beiden hätte ich‘s nicht gespielt“, lacht Intendantin Kristina Sprenger (Festspiele Berndorf). (© Andreas Tischler)

Sie sind erfolgreiche Schauspielerin, worin liegt für Sie der Reiz des Sommertheaters – auf und hinter der Bühne?
Ich stehe gerne auf der Bühne und vor der Kamera, als Intendantin habe ich ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten: Ich darf das Stück auswählen, Texte bearbeiten, das Ensemble zusammenstellen. Außerdem ist Sommertheater wie Familie, es entstehen besondere Freundschaften. Es muss nicht einmal eine Komödie sein, man erlebt das Publikum in so einem guten Moment: Die Menschen unternehmen mit Familie und Freunden einen Ausflug, um an den Spielort zu kommen, diese besondere Stimmung überträgt sich.

Im neunten Jahr Ihrer Intendanz spielen Sie bei den Festspielen Berndorf ab Mitte Juli Neil Simons Klassiker „Ein seltsames Paar“. Wieso dieses Stück?
Ich wollte es unbedingt mit zwei bestimmten Schauspielern bringen. Ich habe gesagt, wenn sie keine Zeit haben, dann spielen wir das nicht. Aber nun können Gregor Seberg und Alexander Jagsch beide und ich bin überzeugt: Die Menschen werden vor Freude weinen. Die beiden sind auch privat befreundet und so unfassbar komisch; sie sind quasi „Ein seltsames Par“ (lacht). Ich habe schon bei den ersten Leseproben Tränen gelacht. Außerdem habe ich mit Susi Weber eine ganz tolle Komödienregisseurin bekommen.

theaterfest-noe.at
www.buehnen-berndorf.at