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People | 24.02.2023

Neue Frauenbilder

20 inspirierende Laufbahnen und Lebensgeschichten aus der Wachau und dem Dunkelsteinerwald: Raumplanerin Martina Scherz verwirklicht Buchprojekt.

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ALLROUNDTALENT. Julia Saarinen (© Daniela Matejschek)

Julia Saarinen ist vielseitig: Sie ist Schauspielerin, Mama, Buchautorin, Erfinderin von Sensibilisierungs-Workshops zum Thema Gebärdensprache und Kulturvermittlerin, um nur einige Missionen zu nennen. Und wo könnte sie leben, um all das tun bzw. sein zu können? Sie ist in Hafnerbach zu Hause. Hätten Sie nicht vermutet?
„Dann zeige ich allen, dass es anders ist“, lautet der Titel eines bemerkenswerten Buches, das „Neue Frauenbilder aus der Wachau und dem Dunkelsteinerwald“ vorstellt, wie es im Untertitel heißt. Initiiert und federführend verwirklicht wurde das Buch von Raumplanerin Martina Scherz, gemeinsam mit Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Edith Blaschitz und Bildjournalistin Karin Böhm. Daniela Matejschek fotografierte die 20 ausgewählten Frauen, Illustratorin Gina Müller bettete die Bilder in kunstvoll erzählende Collagen.

Das Buch war nicht bloß ein Geistesblitz, viele Projekte und Begegnungen nährten über Jahre die Idee. Martina Scherz beschäftigt seit ihrer Kindheit das Thema Geschlechterrollen. „Ich bin in den 80er-Jahren in Jettsdorf aufgewachsen; ausgerechnet die Kirche bot einige der wenigen Möglichkeiten für uns, aktiv zu werden, als Ministrantin oder bei der Jungschar. Bei Fußball oder Feuerwehr waren Mädchen damals nicht erwünscht“, erinnert sie sich. Sie studiert später Raumplanung an der Technischen Uni Wien, aus einer ehrgeizigen Clique dort werden die Gründungsmitglieder des späteren Raumplanungsunternehmens „im-plan-tat“. Zu den Herzensthemen Energieeffizienz und Klimaschutz gesellen sich Ortsplanung und Regionalentwicklung. Eine Projektreihe in Krems, in deren Mittelpunkt die Suche nach herausragenden Frauen in der Geschichte der Stadt steht und damit einhergehend die Umbenennung einer Straße nach der renommierten Kindergartenpädagogin Margarete Schörl, wird zur persönlichen Initialzündung für ihr Buch.

 

Talente und Potenziale. „Noch immer schauen Städterinnen oft mitleidig auf die Frauen am Land“, weiß Martina Scherz. „Mit dem Buch sollten die Talente und die Potenziale der ländlichen Region sichtbar werden.“ Beim Arbeitskreis Wachau Dunkelsteinerwald rannte sie mit ihrer Idee offene Türen ein, sei doch die Abwanderung gut ausgebildeter Frauen stets Thema. 20 Frauen sollten vorgestellt werden; dafür wurden unter anderem alle Gemeinden der Region kontaktiert. „Wer auf unsere Liste kommen könnte, wurde sogar teilweise im Gemeinderat behandelt. Das hat gute Nachdenkprozesse in Gang gesetzt“, freut sich Martina Scherz.

„Wir wollten keine Ausnahmefrauen“, sagt sie. Es sollten besondere, aber greifbare Lebenswege sein, die etwa durch die kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region, im Tourismus oder in der Landwirtschaft möglich sind. So wurden beispielsweise Christine Jäger porträtiert, die Tourismus- und Eventmanagerin auf der Ruine Aggstein, die Designerin Martina Wagensonner aus Krems, die Rauchfangkehrmeisterin und Akademikerin Janine Petermann oder die Berufssoldatin, Feuerwehrfrau und Zillenfahrerin Bettina Mold, um nur einige zu nennen.
„Unser Ziel war es, Frauen zu präsentieren, die insbesondere für Mädchen und junge Frauen am Land inspirierend sein können“, sagen die Autorinnen. „Einige arbeiten mit den Ressourcen, die die Region bietet, doch viele haben sich vor allem aufgrund der Lebensqualität oder der Verbundenheit mit der Region für das Leben hier entschieden. Dank der Digitalisierung ist es in vielen Bereichen möglich, von überall aus zu arbeiten“, weiß die Raumplanerin.
Eine Erkenntnis aus dem Buchprojekt ist, dass viele Prozesse weiter angetrieben werden müssen. Das betrifft beispielsweise die Kinderbetreuung bzw. deren Aufteilung. „Viele Frauen mit Kind verausgaben sich sehr; sie stehen um vier Uhr morgens auf, um an ihrer Dissertation zu schreiben oder holen ihre aufgrund der Betreuungsarbeit aufgeschobene Arbeit in der Nacht nach“, weiß Martina Scherz, selbst Mutter einer Dreijährigen.

Sie betont: „Frauen müssen nicht mehr noch mehr tun, die Blockaden sind anderswo zu lösen.“ Als besonders schön erlebte sie die Gespräche mit den Kandidatinnen. „Die meisten waren überrascht, dass sie ausgewählt wurden und erst im Interview bemerkten sie oft selbst, was sie schon alles geleistet haben.“

Das Buch
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(c) Friedl und Schmatz, Arbeitskreis Wachau Dunkelsteinerwald Regionalentwicklungs GmbH /Gina Müller/carolineseidler.com

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(c) Friedl und Schmatz, Arbeitskreis Wachau Dunkelsteinerwald Regionalentwicklungs GmbH /Gina Müller/carolineseidler.com

Buchempfehlung. „Dann zeige ich allen, dass es anders ist“ ist u. a. in den Buchhandlungen der Region erhältlich sowie über die Website: www.neue-frauenbilder.at Auf dem Foto: Die porträtierte Mautnerin Bettina Mold, Projektinitiatorin und Autorin Martina Scherz und Mitautorinnen Edith Blaschitz und Karin Böhm.

(c) Franz Karl