People | 12.06.2018
Endless Love
Sie war der aufrichtigste Mensch, dem ich je begegnet bin. Ihr strahlendes Wesen, ihre Warmherzigkeit, ihr sprühendes Temperament haben nicht nur mein Leben reicher gemacht, sondern auch das vieler anderer Menschen“, sagt Modeunternehmer Willy Bogner über seine 2017 verstorbene Frau Sônia. Mit dem Buch „Sônia Bogner – Ein Leben zwischen Feuer & Eis“ macht er ihr eine große posthume Liebeserklärung.
Solitär. Verfasst hat das Buch die ehemalige Chefredakteurin der „Bunten“, Patricia Riekel, auch eine gute Freundin der beiden. Warum Willy und Sônia Bogner als Jetset-Paar in der Gesellschaft einzigartig waren und wie es dem Witwer heute geht, erklärt Riekel im großen look!-Talk.
look: Sie haben das Buch „Sônia Bogner – Ein Leben zwischen Feuer & Eis“ verfasst. Wie und in welchem Zusammenhang haben Sie Frau Bogner kennengelernt?
Patricia Riekel: Unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Beruflich, weil Sônia Bogner als Designerin und Ehefrau von Willy Bogner für mich als Journalistin immer schon ein spannendes Thema war. Sie war schön, charmant, erfolgreich. Privat sind wir uns in München oft begegnet. Wenn sie einen Raum betrat, hatte man plötzlich das Gefühl, er wäre mit Sonne geflutet.
Das Buch ist eine Liebeserklärung von Willy Bogner an seine leider viel zu früh verstorbene Frau. Wie emotional war der Prozess des Entwickelns und Schreibens?
Die Arbeit an dem Buch war tatsächlich sehr emotional. Ich habe viele Gespräche mit Willy Bogner geführt und tausende von Fotos mit ihm angeschaut. Da gab es Momente, in denen wir mit den Tränen kämpfen mussten, weil die Erinnerungen so intensiv waren. Aber manchmal haben wir auch gelacht, weil Sônia so ein positiver und strahlender Mensch war. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, sie sitzt neben mir, schaut mir beim Schreiben über die Schulter und sagt mir mit ihrem herrlichen portugiesischen Akzent: „Vergiss nicht, Patricia, life is so beautiful“.
Wie beschreiben Sie persönlich den Menschen, die Mutter, die Karrierefrau Sônia Bogner?
Sônia war ein unkomplizierter Mensch. Sie hat sich nie verstellt, sagte immer genau das, was sie dachte. Sie war eine liebevolle Mutter, für die die Familie das Wichtigste in ihrem Leben war. Ich glaube, sie fühlte sich immer hin- und hergerissen zwischen ihren Aufgaben als Mutter und ihren Pflichten als Designerin im Unternehmen. Sie wollte weder das eine noch das andere vernachlässigen. Das war sicher die Stolperschwelle in ihrem Leben.
Gibt es eine Erinnerung mit ihr, die Sie mit uns teilen würden? Eine spezielle Begebenheit, ein Treffen?
Irgendwann sind wir uns bei einer privaten Einladung begegnet. Die Gespräche schleppten sich so dahin, da sprang Sônia plötzlich auf, drehte die Musik ein bisschen lauter und fing an zu singen und zu tanzen. Ihre Fröhlichkeit war so ansteckend, plötzlich belebte sich die Gesellschaft, viele tanzten mit ihr, und es wurde die tollste Party, die man sich nur irgendwie vorstellen kann. Das war Sônia. Ihre gute Laune, ihre positive Haltung waren einfach ansteckend.
Willy Bogner sagt im Buch: „Wir wissen beide, dass wir großes Glück hatten, uns getroffen zu haben.“ Tatsächlich waren Sônia und Willy Bogner eines der wohl letzten Glamour-Paare dieses Formats.
Was hat die beiden im Speziellen ausgemacht? Warum haben sie so „gestrahlt“?
Die beiden schienen wie ein exklusiver Club, der nur zwei Mitglieder hat. Und es war einfach eine große Liebe, ein „coup de foudre“, zwischen den beiden. Sie sahen sich und wussten, dass sie zusammengehören. So was erlebt man normalerweise nur in einem kitschigen Hollywoodfilm. Dabei waren sie so grundverschieden. Sie das Mädchen aus der Sonne, er der Mann aus dem Schnee. Vielleicht waren es gerade diese Gegensätze, die diese Beziehung so lebendig erhielten.
Das Buch ist eine wunderschöne, posthume Liebeserklärung. Es zeigt die immer strahlende, warmherzige, immer aktive Sônia Bogner. Woher hat diese Frau so viel Kraft geschöpft?
In Sônias brasilianischer Familie herrschte ein Matriarchat. Sie wuchs zwischen starken und entschlossenen Frauen auf. Die Vorfahren ihrer Mutter waren Indianer. Ihre älteren Schwestern und ihre Tanten waren Vorbilder für ein selbstbestimmtes Leben. Sie war ein geliebtes Kind und das ist doch das Fundament für Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, auch anderen Glück zu schenken.
Willy Bogner hat sich seit dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen. Erzählen Sie uns, wie es ihm heute geht?
Er trauert um seine Frau. Sie war die Liebe seines Lebens. Es hilft ihm, dass das Familienunternehmen seinen vollen Einsatz braucht.
Das Buch ist Abbild einer Zeit, in der Glanz und Glamour einen anderen Stellenwert hatten. Sie, als ehemalige Chefredakteurin der „Bunten“, können das am besten beurteilen ...
Das waren noch Zeiten, als der Jetset die „Bunte“ zu Festen einlud, als sich die Villen der Reichen und Schönen für Homestorys öffneten und man ein Star wurde, weil man Talent und Durchhaltevermögen besaß. Heute dreht sich das Showkarussell so viel schneller. Ein Star ist man schon, nur weil man in einer Casting-Show komisch angezogen auftritt und mehr schlecht als recht einen Song zum Besten gibt. Und die echte Society schottet sich in Villen und auf Jachten ab, aus lauter Angst vor Neid, Kriminalität und dem Finanzamt. Was dieser modernen Gesellschaft vielleicht fehlt, ist der Respekt vor Leistung und die Achtung vor dem Menschen. Das ist eine Entwicklung, die ich bedaure.